Fragen und Antworten

Montessori, Waldorf.. Was ist denn da der Unterschied?

Oft werden Montessori und Waldorf in einem Atemzug genannt und vielen sind die Unterschiede zunächst nicht bewusst. Denn beides sind reformpädagische Ansätze aus der gleichen Zeit und bei beiden steht das Kind und seine individuelle Entwicklung im Mittelpunkt. Dennoch gibt es fundamentale Unterschiede:

In einer Montessorischule gibt es jahrgangsübergreifende, also altersgemischte Klassen, in der Waldorfschule nicht.

Der Waldorfunterricht ist eher Lehrkraft-bezogen. Dort gibt es Frontalunterricht. LehrerInnen bereiten den Stoff für die Klasse vor, so dass die SchülerInnen damit arbeiten können. In einer Montessorischule wird dieser Vorgang aufgebrochen. Dort findet man im Klassenraum viele kleine Gruppen oder manchmal auch einzelne Kinder, die sich mit ganz unterschiedlichen Dingen beschäftigen. Die Lehrkraft unterstützt dort, wo sie gebraucht wird oder lädt einzelne SchülerInnen dazu ein, ein neues Thema kennenzulernen und zu bearbeiten.

In der Waldorfschule steht der künstlerisch-musische Zugang zu einem Lehrstoff im Vordergrund. Montessori trennt hier stärker zwischen dem Kunst- und Musikunterricht und den naturwissenschaftlichen und sprachlichen Inhalten. Dabei ist es aber wiederum typisch für Montessori, ein Thema zu vernetzen und über mehrere Fächer hinweg zu behandeln, so dass der Stoff von vielen Seiten thematisiert wird. So kann zum Beispiel der Schmetterling/die Metamorphose als Thema sowohl im Musikunterricht als auch in Kunst, aber auch in Mathematik und nicht zuletzt in der kosmischen Erziehung (Biologie, Geografie) behandelt werden.

Freiarbeit - dürfen die Schülerinnen da machen, was sie wollen?

Während der Freiarbeit dürfen sich die SchülerInnen für ein Thema, ein Material oder ein Fach entscheiden, das sie bearbeiten möchten. Sie können also zum Beispiel mit einem Montessorimaterial arbeiten oder in einer kleinen Gruppe ein Referat vorbereiten oder Aufgaben in einem Heft bearbeiten. Das können Matheaufgaben sein oder Aufsätze oder Grammatikübungen. Die Lehrkraft unterstützt die SchülerInnen, wenn sie gebraucht wird und hilft ihnen dabei, die Tätigkeit, für die sie sich entschieden haben, konzentriert zu erledigen, bis sie diese zum Ende gebracht haben.

Stimmt es, dass man in der Montessorischule keine Hausaufgaben bekommt?

Es gibt in der Montessorischule keine Hausaufgaben im klassischen Sinne. Es gibt aber durchaus Wochenaufgaben. Darüber hinaus sind es Montessori-SchülerInnen gewöhnt, sich selbst Aufgaben vorzunehmen, die sie zu Hause erledigen können, um beispielsweise einen Stoff zu vertiefen, bei dem sie noch unsicher sind. Diese Aufgaben nennen sich SOLE - das steht für selbstorganisiertes Lernen.

Wenn Kinder in der Schule keine Noten bekommen, werden sie nicht richtig auf das Leben vorbereitet ...

Das sehen wir anders. In einer Montessorischule wird nicht mit Leistungsdruck gearbeitet. Dennoch gibt es Leistungen und diese werden am Ende jeden Schulhalbjahres auch dokumentiert. Das sogenannte IZEL (Informationen zum Entwicklungs- und Lernprozess) bewertet jedoch nicht mit Hilfe von Ziffernnoten, sondern hält den Wissensstand und Lernfortschritt jeder Schülerin / jedes Schülers fest und zeigt auf, wo der/die SchülerIn noch Lücken hat. Im Mittelpunkt der Montessoripädagogik steht, dass jede/r SchülerIn in ihrem/seinem Tempo lernen kann. MontessorischülerInnen sind es gewöhnt, dass die Leistungen der anderen zwar der eigenen Motivation und Abgrenzung dienen können, nicht aber dem Vergleich.

Oberstes Ziel der Montessoripädagogik ist es, die Liebe zum lebenslangen Lernen zu erhalten und zu fördern. Indem individuell auf die Bedürfnisse und das Tempo jeder Schülerin / jedes Schülers eingegangen wird, wächst bei ihnen das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Entscheidungen. Wir finden, das ist durchaus eine gute Vorbereitung auf das Leben.