Manege frei für Montessori

eine aufregende Zirkuswoche

Hand aufs Herz: welches Kind hat noch nie davon geträumt, zum Zirkus zu gehen und statt Mathematik und Deutsch lieber Seiltanzen, Jonglieren und Feuerschlucken zu lernen? Für die TeilnehmerInnen des Montessori-Zirkusprojektes (in Kooperation mit dem Zirkus Soluna) ging dieser Traum nun in Erfüllung: vier Tage lang durften sie das Klassenzimmer gegen eine Zirkusmanege eintauschen und unter der fachkundigen Aufsicht des Zirkusteams in die Rolle von Fakiren, Zauberkünstlern, Clowns, Akrobaten und Feuerschluckern schlüpfen.

von Nicole Tschurl

Vor dem Auftritt stehen die Proben

Doch wie alle Bühnenkünstler wissen, steckt bereits in einem einzigen Auftritt eine ganze Menge Arbeit. Dank des Sponsorenlaufs war die Finanzierung des Projekts gesichert und die PädagogInnen konnten zusammen mit dem Zirkus Soluna an die Vorbereitungen gehen. Es galt, Vorlieben auszuloten, Rollen zu verteilen und schließlich die entsprechenden Nummern einzuüben. Hierbei wurde von den erfahrenden Mitarbeitenden des Zirkusteams auch eine ganze Menge Hintergrundwissen vermittelt: wie bewegt man sich in einer Manege? Welche Sicherheitsvorkehrungen müssen bei Akrobatiknummern eingehalten werden? Und wie um Himmels Willen schaffen es Feuerartisten, sich bei ihren waghalsigen Kunststücken nicht zu verbrennen?

Nachdem dann die Rollen verteilt waren, ging es ans Proben. Schließlich blieben nur drei Tage bis zur großen Show! Doch die Motivation bei den jungen Künstlern war hoch; unermüdlich übten sie ihre Nummern und ließen sich auch von kleineren Pannen nicht die Laune verderben. Und das Ergebnis konnte sich sehen lassen!

Vorher gab es allerdings auch außerhalb der Proben eine Menge zu tun. Es hieß immerhin ein echtes Zirkuszelt aufzubauen, zu bestuhlen und mit Bühnentechnik zu versorgen. Hier kamen die Eltern ins Spiel, die ihre Kinder tatkräftig unterstützten und neben dem Auf- und Abbau auch den Verkauf der Snacks und Getränke am Auftrittstag übernahmen. Auch unsere gute Seele im Schulsekretariat hatte in diesen Tagen mit dem Kartenverkauf einiges an zusätzlicher Arbeit. Doch zusammen schaffte es unsere Schulfamilie wieder einmal, ein wunderbares Event auf die Beine zu stellen. Und dann war er auch schon da:

Vorhang auf!

Am Donnerstag war es endlich so weit: drei restlos ausverkaufte Auftritte standen den jungen KünstlerInnen bevor. Morgens um 10 sollte es mit der Generalprobe beginnen. Diese verlief völlig glatt und so konnten die Teilnehmenden etwas entspannter in die Mittagspause gehen.

Die Hauptaufführungen fanden um 16 und 18 Uhr statt und das Zelt war bis auf den letzten Platz besetzt mit gespanntem Publikum. Ab und an sah man aufgeregte kleine KünstlerInnen über den Platz flitzen, Kostüme wurden gerichtet, Gesichter nachgeschminkt. Schließlich öffnete sich der Vorhang.

Was nun folgte, war ein wahres Feuerwerk. Nach kurzer Anmoderation jagte eine großartige Nummer die nächste und zwischendurch sorgten die Clowns mit ihren lustigen Einlagen und ihrer charmanten Art für Entspannung und Lacher („Ach, hier ist meine Stinkesocke gelandet!“) Die AkrobatInnen unterhielten das Publikum mit gewagten Sprüngen, schlugen Räder und Spagat auf Gymnastikbällen und türmten sich im Finale zu zwei kunstvollen Pyramiden auf. Eine solche Nummer in nur drei Tagen auf die Beine zu stellen ist eine absolut fantastische Leistung und die ArtistInnen wurden dementsprechend mit viel Applaus belohnt. Ein wenig ruhiger wurde es beim Auftritt der ZauberkünstlerInnen, die das Publikum mit ihrer süßen Art unterhielten und Knoten verschwinden oder magischerweise neue Buchseiten auftauchen ließen.

Wilder hingegen waren die Fakire unterwegs: In passend flammenfarbenen Kostümen eroberten sie die Bühne im Sturm, liefen über Glasscherben, setzten sich auf Nagelbetten und spielten natürlich ordentlich mit dem Feuer. Jonglierstäbe wurden in Flammen gesetzt und durch die Luft gewirbelt, feurige Schwerter gekreuzt – das alles natürlich immer unter der sehr diskreten Aufsicht der PädagogInnen, die stets mit Löschdecke bereitstanden. Das ein oder andere kleine Feuerkind setzte sich die Flamme sogar auf die Hand oder genüsslich auf die Zunge und erntete dabei frenetischen Applaus.

Als krönendes Highlight kam dann das Trapez zum Einsatz. Hier bewiesen die jungen Artistinnen nicht nur Können, sondern auch eine Menge Mut. Ob allein oder zu zweit, aufrecht oder kopfüber: mit viel Eleganz und Selbstbewusstsein turnten die Mädchen über den Köpfen der Zuschauer und genossen sichtlich den ein oder anderen etwas ängstlichen Blick ihrer Eltern. So wirkte manches der Mädchen fast ein bisschen wehmütig, als sie das Trapez verließen und sich zum großen Abschluss wieder hinter die Bühne begaben. In der letzten Nummer entlud sich dann auch die letzte angestaute Energie und Erleichterung. Unter frenetischem Jubel der Zuschauer liefen die jungen KünstlerInnen ein letztes Mal in der Manege auf und ließen sich standesgemäß feiern.

Und dann war es auch schon vorbei. Stühle wurden gestapelt, der Zeltabbau geplant und die erschöpften, aber strahlenden Kinder von ihren Eltern in Empfang genommen. Doch auch wenn diese Woche für das ein oder andere Kind viel zu schnell vergangen sein mag: was bleibt ist eine fantastische Erinnerung und das Gefühl, ein ganzes Stück über sich hinausgewachsen zu sein. Ganz im Sinne von Montessori. Deshalb an dieser Stelle einen Riesendank an alle PädagogInnen, Eltern, Unterstützer und natürlich an das Team des Zirkus Soluna – ihr habt unseren Kindern zu einer Erfahrung verholfen, an die sie sicher noch lange und gerne zurückdenken werden.

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