Impulsvortrag "Lernmotivation" mit Nina Rieckmann

Ein Beitrag von Andrea Schreck

Der Arbeitskreis Elternschule hat zum Impulsvortrag "Lernmotivation" mit Nina Rieckmann eingeladen.

Wir haben Andrea Schreck, Leiterin des Arbeitskreises, um einen Beitrag über den Abend gebeten.

Herzlichen Dank an Nina Rieckmann und dem AK-Elternarbeit!

 

von Sandra Woelk

Ein Beitrag von Andrea Schreck:

"Die Willenskraft stärken – oder: wie motiviere ich mein Kind zu SoLE

 

Frau Nina Rieckmann, systemische Beraterin und Seminarleitung für Persönlichkeitsbildung, begeisterte am 26.10.22 in unserer Schule 16 motivierte ZuhörerInnen.

Frau Rieckmann eröffnete den Abend mit zwei Zitaten:

  1. "Was das Herz nicht will, lässt der Kopf nicht rein" (A. Schopenhauer)
  2. "Es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun." (Johann Wolfgang von Goethe)

Doch wir hörten nicht nur zu, wir wurden sofort aktiviert: Mit einer Menschenkette lernten wir anschaulich, wie Informationen in unserem Nervensystem von Zelle zu Zelle im Hypocampus weitergegeben werden. Und dass es für das Speichern der Information wichtig ist, dass unser Limbisches System aktiviert wird: am besten dadurch, dass uns der Lernstoff interessiert oder aber mit positiven Sinneserfahrungen und Freude verbunden wird.

ABER: Kommt die Amygdala – das Angstzentrum - ins Spiel, wird die Informationsübermittlung sofort unterbrochen. Und nix wird gelernt. Unsere Amygdala wird aktiviert, wenn wir gestresst sind oder Angst haben. Beispielsweise vor dem nächsten Vokabeltest. In Zeiten des Säbelzahntigers waren die Reaktionen der Amygdala überlebensnotwendig, heute können sie leider das Lernen massiv blockieren.

So haben wir in Bewegung auch gleich die neurologischen Grundlagen gelernt: das logische Denken schaltet sich ab, wenn die Angst kommt. Um zu lernen, ist eine stressfreie Umgebung notwendig.

Ist die Stimmung zuhause aufgeheizt, dann hilft nur Ruhe reinbringen – durchatmen – ums Haus rennen – erst mal etwas ganz anderes machen.

Die Willenskräfte müssen sich nach und nach entwickeln. Damit eng verbunden ist das Durchhaltevermögen, sich auch unangenehmen oder langweiligen Aufgaben zu stellen. In den ersten Jahren findet die Sinnesentwicklung des Kindes statt. Mit dem Schulbeginn startet auch die Willenskraftentwicklung. Und in der Pubertät? Tja. Wenn man nicht weiß was man will… wie soll man dann überhaupt wollen?

Leider wird die Entwicklung der Willenskräfte massiv durch Medienkonsum geschwächt. Medien haben keinen Rahmen, kein gesetztes Ende. Oh nur noch ein Click, oh nur noch ein Level! Jedes Buch endet, ein Brettspiel endet, wenn es dunkel ist, spielt man draußen keinen Fußball mehr. Doch social media findet nie ein Ende.

 

Kleine Begrenzungen sind notwendig:

Anziehungskraft der Zielvorstellung

+ Zuversicht in die Machbarkeit

+ Klarheit über die nächsten konkreten Schritte

> Aufwand für die Veränderung

= Wille, eine Sache anzugehen.

Sinneserfahrungen stärken den Willen. Um das zu verstehen, mussten wir uns vorstellen, wie es wäre, wenn wir jetzt alle im Bewegungsraum den Teppich ablecken – kaum war der Satz ausgesprochen, folgte schon ein kollektives „IIIIEEEEHHHHgitt“. Und die Relevanz von Sinneserfahrungen – auch nur in der Vorstellung - war bewiesen!

 

Eine Strategie, um herauszufinden, warum es mit dem Lernen hakt, kann sein:

"Sag' mir drei Dinge, die dagegen sprechen, dass Du am Tag zehn Minuten Mathe machst."

Die Willenskraft ist ein Muskel, der trainiert werden muss. Der erste Schritt zur Willenskraft ist: ermutigen!

Auch Sport fördert die Willenskräfte. Musische und künstlerische Hobbies, bei denen „ich etwas gestalte“ sind optimal.

 

Zur selbstständigen Organisation muss das Kind kleine Schritte gehen. Zur Klärung helfen die Fragen:

  • Was brauchst Du zum Lernen?
  • Hast Du alle Materialien?
  • Möchtest Du Deinen Lieblingstee trinken?
  • Mit welchem Stift schreibst du am liebsten?
  • Wollen wir zusammenarbeiten? Was brauchst Du, damit Du trotzdem lernst?

 

"Trotzige" Kinder haben viel Willenskraft:

Sie wissen nur noch nicht, wie sie ihren Willen einsetzen sollen. Wenn Kinder sich missverstanden fühlen, kommen sie in eine Blockade.

Mathebuch = Stress

Mathe + Mama = Superstress

Lernen: vorbei

Hier braucht es einen Cut: Wir lassen es jetzt gut sein und gehen ein Eis essen. Mathe wird nicht weiter thematisiert. So wird das Stresslevel nach und nach abgebaut, so wie er sich auch nach und nach aufgebaut hatte. „Ich weiß, dass du es schaffst, die Aufgabe zu machen“ und nicht „Ich weiß, dass du gut bist in Mathe.“

Regelmäßige kleine Belohnungen können hilfreich sein. Hat das Kind den ganzen Tag seine Willenskräfte schon in der Schule eingesetzt und sich selbst kontrolliert, dann muss es zu Hause zunächst einmal impulsiv sein dürfen. Erst in die Pause lassen, und dann wieder in die Selbstkontrolle wie SoLe holen. Nicht nach Hause kommen und gleich die Ansage der Eltern: So, jetzt räum erst mal dein Zimmer auf, dann machst du Mathe!“

Und ist unser Kind frustriert, weil es nicht mit Mathe klappt: bitte nicht antworten „dafür kannst du gut lesen!“.

Besser ist die Antwort: „dafür hast du am Lesen Freude.“

 

Frau Rieckmann macht uns Lust auf mehr:

Wir freuen uns schon jetzt auf die nächsten Abende mit ihr.

Mögliche Themen sind Medienkonsum oder Belohnung und Strafe.

Vielen Dank, dass Du bei uns warst, Nina!

Andrea Schreck für den AK Elternschule"

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